Future Leadership: Kompetenzen für die Arbeitswelt von morgen - ein Szenario

Harro Engelmann • 4. Juli 2025

Future Leadership: ein Szenario

Die Arbeitswelt befindet sich im ständigen Wandel, getrieben von Fortschritten in Technologie, Digitalisierung und KI. Für Führungskräfte bedeutet das, sich auf neue Herausforderungen einzustellen und ihre Kompetenzen entsprechend weiterzuentwickeln.

Als Coach und Organisationsbegleiter, der Führungskräfte bei Transformationsprozessen begleitet, beobachte ich, dass der Fokus von Führung sowohl auf die Paradoxien von Entscheidungsprozessen als auch das Erreichen einer Überblicksebene, insbesondere im Zusammenhang mit KI-Anwendungen, immer wichtiger wird.

Neue Führungsparadigmen im Zeitalter der KI
Tradierte Führungsmodelle basieren bisher auf dem Zusammenspiel der Dimensionen Zusammenarbeit zwischen Menschen, Steuerung von Organisationsmechanismen und Strategie. Mit der Integration von KI in die Arbeitsprozesse verändern sich diese Grundpfeiler. Zukunftsorientierte Führung umfasst nun auch die Fähigkeit, KI-Tools als Partner zu erkennen, zu verstehen, zu nutzen und verantwortungsvoll zu integrieren. Führung heißt in der Zukunft daher auch, einen klaren Wertekompass zu entwickeln, der den ethischen Umgang mit KI gewährleistet und Menschlichkeit im Mittelpunkt behält.

Kompetenzen für die Arbeit mit KI
Um dieser Anforderung gerecht werden zu können, benötigen Führungskräfte ein Grundverständnis für KI-Technologien, um deren Potenziale und Grenzen einschätzen zu können. Dazu gehören Kompetenzen wie:
Digital Literacy: Verständnis für die Funktionsweise von KI-Algorithmen und Datenmanagement.
Kritische Reflexion: Hinterfragen von Entscheidungen, die durch KI beeinflusst oder automatisiert werden.
Veränderungsmanagement: Begleitung von Teams bei der Integration neuer KI-Tools und -Prozessen.
Empathie und Kommunikation: Erklärung komplexer technischer Themen gegenüber Mitarbeitenden und Stakeholdern.

Leadership als Facilitation und Co-Creation
In einer zunehmend KI-gestützten Welt wird Führung mehr zur Facilitation: das Schaffen eines Rahmens, in dem Menschen und KI gemeinsam kreative Lösungen entwickeln können. Dabei ist es essentiell, eine Kultur des Lernens und Experimentierens zu fördern. Auch die Reflexion über die eigenen Führungsstile im Umgang mit KI wird zentral – Ehrlichkeit, Transparenz und Offenheit sind gefragt.

Ethische Verantwortung und Vertrauensbildung
Der Einsatz von KI wirft Fragen der Ethik auf, etwa Datenschutz, Bias und Verantwortlichkeit. Führungskräfte sind zunehmend gefordert, ethische Prinzipien in die KI-gestützte Entscheidungsfindung einzubetten und das Vertrauen ihrer Mitarbeitenden zu gewinnen. Authentische Kommunikation und klare Richtlinien schaffen Sicherheit im Umgang mit neuen Technologien.
Dies betrifft auch die Klarheit über die Räume des Austausches und der Kreation. In Räumen der operationalen Umsetzung findet keine Strategieentwicklung statt.

Selbstführung und Resilienz
Nicht zuletzt ist die persönliche Kompetenz der Selbstführung entscheidend. Mehr denn je zeigt sich über die Präsenz des immer noch neuen “Players” KI, wie bedeutsam die Fähigkeiten der Selbstführung und der Entwicklung einer aktiven eigenen Haltung in Führungsfragen für eine gelingene Führung ist. Veränderungsprozesse sind oft mit Unsicherheiten verbunden. Resilienz, die Fähigkeit, flexibel auf Veränderungen zu reagieren, und eine klare Vision sind wichtige Eigenschaften, um bei der Transformation nicht den Blick zu verlieren und authentisch zu bleiben. Dies könnte mit dem Begriff der “personal mastery” eingefangen werden, der auch einige Jahre nach seiner Einführung durch Peter Senge seine Bedeutung für gelingende Führung hervorhebt.

Fazit
Die Zukunft der Führung liegt in einer Mischung aus technologischer Kompetenz, ethischer Verantwortung, emotionaler Intelligenz und einer Haltung des lebenslangen Lernens. Liegt darin etwas Neues? Nun vielleicht nicht in den Themen an sich, aber auf jeden Fall in der Veränderung der Gewichtung der Themen. Zugleich ist es eine Frage für Organisationen, nach welchen Kompetenzen Führungskräfte-Teams aufgestellt werden müssen, um den Anforderungen der Umwelt gerecht werden zu können. 
Führungskräfte, die sich proaktiv mit den Aspekten von KI auseinandersetzen, werden in der Lage sein, ihre Organisationen zukunftssicher zu führen und eine menschliche, vertrauensvolle Unternehmenskultur zu gestalten. Als Coach und Begleiter sehe ich meine Aufgabe darin, Unternehmen, Organisationen Führungskräfte auf diesem Weg zu begleiten, Stärken zu entfalten und die Transformation aktiv mitzugestalten.

KI ist längst Bestandteil der Unternehmenskultur
von Harro Engelmann 17. Juli 2025
KI ist bereits Bestandteil vieler Unternehmenskulturen. Ob in Anwesenheit oder Abwesenheit, KI bestimmt die Diskussionen und Entwicklungen der Unternehmenskulturen.
Krisen können auch Chancen sein
von Harro Engelmann 21. Februar 2025
Krisen zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Welt in der wir leben und wie wir sie kennen im Großen wie im Kleinen verändern. Und gleichzeitig ermöglichen sie uns, dass wir uns wandeln.
Trump oder Team - wirksame Führung kann mehr sein als die richtigen Zahlen zu liefern.
von Harro Engelmann 5. Februar 2025
Trump oder Team - wirksame Führung kann mehr sein als die richtigen Zahlen zu liefern. Dafür muss sie aber der Realität ins Auge blicken, dass der Zeitpunkt, an dem Teamkohäsion als bedeutsamstes Kriterium für Erfolg gewertet wurde wohl erst einmal passé ist.
Die Stühle bleiben leer, wenn die Digitalisierung die Menschen nicht mitnimmt
von Harro Engelmann 21. Januar 2025
Digitalisierung ist nicht das Gleiche wie Kulturwandel und doch hängen beide Begriffe so nah beieinander und aneinander. Es kann mit Digitalisierungsprozessen viel gewonnen und auch einiges kaputt gemacht werden.
Strategiemeeting im Weihnachtsstress
von Harro Engelmann 2. Dezember 2024
Jahr für Jahr wiederholt sich das gleiche Szenario in vielen Unternehmen: Kurz vor Weihnachten steht mindestens ein Strategiemeeting an, das einen hohen Anspruch an Vollständigkeit und Perfektion verfolgt. Die begrenzte Zeit und die immense Erwartung, in wenigen Tagen das Fundament für das kommende Jahr zu legen, bilden dabei unüberbrückbare Herausforderungen, die die Führungskräfte meistens frustrierter zurücklassen. Oder wie es ein Bekannter von mir vor kurzem formulierte: “Oh man, ich weiß gar nicht, wo mir grad der Kopf steht! Ich hab in letzter Zeit ständig Strategie-Meetings und Workshops, die alle plötzlich in meinem Kalender erscheinen und mich vom Arbeiten abhalten!” Doch warum werden diese Meetings immer wieder so spät im Jahr angesetzt und welchen Einfluss hat das auf die Qualität der erarbeiteten Strategien und vor allem auf die Führungskräfte des Unternehmens? Der Timing-Fehler Die Monate November und Dezember sind für viele Mitarbeiter ohnehin schon eine stressige Zeit. Jahresabschlüsse müssen vorbereitet, Projekte abgeschlossen und zukünftige Budgets geplant werden. Inmitten dieses Chaos treffen sich Führungsteams, oft viel zu kurzfristig, um über weitreichende strategische Entscheidungen zu diskutieren. Die Folge: ein enormer Druck, alle Themen umfassend behandeln zu müssen, während die nötige Ruhe und Fokussierung fehlt. Was daraus erwächst sind fahrige “Strategien”, die z.T. im Widerspruch zueinander stehen und aus ihrer Gründung heraus Spannungen erzeugen. Der Anspruch an Vollständigkeit Der Wunsch, jede mögliche Eventualität im Strategiepapier abzudecken, führt oft zu überladenen und unklaren Plänen. Anstatt sich auf wesentliche Ziele und Maßnahmen zu konzentrieren, neigen (auch Leadership-) Teams dazu, sich im Detail zu verlieren. Dieser Hang zur Überkomplexität wird oft durch die fehlende Zeit zur sorgfältigen Vorbereitung und Nachbearbeitung der Themen verstärkt. Auch hierdurch entstehen unterschiedliche Problemlagen. Mikromanagement ist eines davon. Der fehlende Blick für Gesamte eine weitere. Die Führungskräfte Sie sind zumeist in der kalten Jahreszeit auf einer erhöhten Betriebstemperatur: Mitarbeitende fallen krankheitsbedingt aus, Zahlen müssen geprüft und vielleicht auch noch das ein oder andere Prämienrelevante persönliche Entwicklungsziel abgearbeitet werden. Und dann braucht es ausgerechnet in dieser Zeit eine Auseinandersetzung mit der Zukunft und den Zielen? Das frustriert und senkt die Motivation. Das kann zuweilen selbst die erarbeitete Strategie konterkarieren. Und für angespannte und zugleich motivierte Menschen den berühmten Tropfen darstellen. Und was kann hier helfen? Nun, als erster Schritt: Terminplanung und die Frage danach, wie im Unternehmen eigentlich Strategie geplant werden möchte und soll! Dabei lohnt sich der Einsatz von Methoden, die auch Planungsprozesse unterstützen. Es lohnt sich auch, bei der Terminplanung eine Zeit zu berücksichtigen, in der die Geschäfte eher ruhig laufen und die relevanten Personen nicht an der Spitze ihrer Auslastung unterwegs sind. Ein weiterer Schritt: eine Auseinandersetzung mit den Erwartungen an das Meeting oder die Meeting-Serie. Wer sich traut, klar auszusprechen, was er erreichen möchte, hat mehr Chancen am konkreten zu diskutieren. Die Diskussionen wabern nicht im Raum und Menschen verlassen denselben nicht frustriert. Im Meeting selbst: Fokussierung auf das Wesentliche! Durch gezielte Moderation helfen Sie, Ablenkungen zu vermeiden und das Meeting auf die entscheidenden Punkte zu konzentrieren. Und dabei hilft eine über Jahre erfolgreich angewandte Regel: Wer inhaltlich diskutieren möchte, moderiert nicht. Und wer moderieren möchte, diskutiert nicht inhaltlich mit. Daher lohnt es sich meistens, zum Thema Strategie eine externe Moderation hinzuzuziehen, die Methoden-kompetent die Ziele der Gruppe im Blick behält und die Gruppe zur Zielerreichung führt. Und ein weiterer Schritt: Eine Strukturierte Vorbereitung Indem sie im Vorfeld klare Vorbereitungsprozesse definieren, stellen sie sicher, dass die relevanten Informationen und Analysen rechtzeitig zur Verfügung stehen. Zudem hatten alle Teilnehmenden die Gelegenheit, sich vorzubereiten und ihre jeweiligen Perspektiven zu sortieren. Das steigert zudem den Grad der tatsächlichen Beteiligungsmöglichkeiten und erhöht die Konsensfähigkeit der Gruppe. Ein Fazit Späte Strategiemeetings, die eine umfassende Vollständigkeit anstreben, sind oft zum Scheitern verurteilt, wenn sie unter Zeitdruck und ohne klaren Fokus durchgeführt werden. Externe Begleitung kann hier den entscheidenden Unterschied machen, um Struktur und Effizienz in den Prozess zu bringen und den Wunsch nach einer klaren und umsetzbaren Strategie zu erfüllen. Während sich das Jahr dem Ende zuneigt, sollten Unternehmen darüber nachdenken, wie sie ihre zeitlichen Abläufe und Ressourcenplanung optimieren können – denn die beste Strategie ist nutzlos, wenn sie in Hektik und Unklarheit entwickelt wird.
Gegenüberstellung Homeoffice und Arbeit an einer Maschine
von Harro Engelmann 26. November 2024
Wer im Homeoffice arbeiten darf, kann sich glücklich schätzen. Nicht jedem ist dieser Luxus vergönnt.
Oktopus und Change sind gar nicht so unterschiedlich.
von Harro Engelmann 16. Februar 2024
Oktopus und Change Prozesse haben mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick vermuten würde.
Der Ausstieg von Führungskräften aus einem Prozess erzeugt Spannung
von Harro Engelmann 1. Februar 2024
Der Ausstieg von Führungskräften aus einem Prozess erzeugt Spannung - aber was verrät er vielleicht über die Organisation?
Führungskräfte haben einen komplizierten Job, der auch von ihrer Umwelt abhängt.
von Harro Engelmann 24. Januar 2024
Führungskräfte haben einen komplizierten Job, der auch von ihrer Umwelt abhängt. Einfache Modelle helfen da manchmal wenig.
Wie wir durch Präsenz unsere Umwelt gestalten können
von Harro Engelmann 12. Januar 2024
Manchmal reicht das Zusammenspiel zwischen Innen und Außen, um gute Wirkung bei sich selbst und der Umwelt zu erzielen. In meinem neuen Post blicke ich darauf, wie mich ein Zitat Sartres in einer Selbstreflexionsschleife auf verschiedene Antworten gebracht hat, Veränderungsprozessen und der fortwährenden Auseinandersetzung mit Wunsch und Wirklichkeit zu begegnen.